Podiumsdiskussion:
"Eierhäuschen - den Verfall stoppen"

Am Nachmittag des 8.September trat das Podium unmittelbar vor dem "Alten Eierhäuschen" zusammen.
Foto: Zernicke

Die Teilnehmer waren von links nach rechts:

Herr Axel W. Sauerteig, Mitglied der BVV Treptow-Köpenick, Bündnis90/Die Grünen.

Herr Udo Franzke, Mitglied der BVV Treptow-Köpenick, Ausschussvorsitzender im Ausschuss für Stadtentwicklung und Tiefbau, die.Linke.

Frau Ulrike Zeidler, Leiterin des Stadtentwicklungsamtes in Treptow-Köpenick.

dann: Dr. Manfred Mocker von AG Pro Plänterwald als zweiter Moderator

Frau Jutta Matuschek, MdA, wirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion im Abgeordnetenhaus, Die Linke.

Herr Jan Hemme, Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wirtschaft und Umwelt der Piratenpartei.

und ganz rechts: Herr Gerd Emge für die Spreepark-Verwaltung, Geschäftsführer der Primotec-Security-UG.

Klaus Mannewitz von der AG Pro Plänterwald moderierte die Runde (Bild unten)


Foto: Seriot

Klaus Mannewitz erklärte noch einmal für alle Anwesenden verständlich, um welches schwierige Problem es hier geht. Warum nicht einfach das Eierhäuschen ausgeschrieben und von einem Investor saniert werden kann? Weil eben der Erbbaurechtsvertrag für den Spreepark auch das Eierhaus bindet. Und dass deshalb unsere Forderung schon lange die ist: Herauslösung des Eierhauses aus diesem Vertrag! Aber wie schnell geht das und wie lange hält das Gemäuer noch durch? Jetzt sagen die Bauleute noch: Man kann das Haus retten! Dann gab Klaus in die Runde weiter.


   Foto: Seriot

Manfred Mocker knüpfte an die Pflicht des Pächters an, für die Wintersicherung zu sorgen und fragte Herrn Emge, wie er das Problem sieht.

Herr Emge erklärte, dass seine Verwaltung nicht untätig ist, aber angesichts der Insolvenz keine Mittel zur Verfügung stehen. Der Liegenschaftsfonds wurde wiederholt auf das Problem der Wintersicherung angesprochen. Schließlich sind er und Frau Witte über die ganze Lage nicht glücklich. Er hat hohe Bewachungskosten mit seiner Firma, denen einzig die Einnahmen aus Führungen und gelegentlichen Veranstal- tungen gegenüberstehen. Aber das reicht nicht! Außerdem behindert ihn die Behörde mit pausenlosen Genehmigungsanforde- rungen, die alle nicht so erforderlich wären, gäbe es einen vernünftigen Bebauungsplan für das ganze Gelände einschließlich Eierhäuschen.
Foto:Seriot
Frau Ulrike Zeidler betonte ebenfalls, dass Ihrer Behörde das "Alte Eierhäuschen" durchaus wichtig sei und auch der Bezirksstadtrat Herr Hölmer schon lange prüfe, was trotz der rechtlich verfahrenen Situation konkret getan werden könne. Auf die Frage, ob nicht nach §8 des Denkmalschutzgesetzes Ersatzvornahmen der Berliner Behörden möglich und nötig wären zur Rettung des Eierhäuschens: Angesichts der Haushalts- situation kann der Bezirk so etwas kaum tun!

Eine Nachnutzung des Eierhäuschens, wie sie Herr Emge vorstellt, ist auch ohne Bebauungsplan möglich. Für wiederkehrende Veranstaltungen auf dem übrigen Spreeparkgelände ist hingegen ein Bebauungsplan erforderlich. Mit diesem könnte die Planung und die Genehmigung sehr vereinfacht werden. Darüber will sie mit Herrn Emge sprechen und hofft auf eine einvernehmliche Lösung.






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AG Pro Plänterwald machte darauf auf- merksam, dass es einen Abgeordneten-hausbeschluss von 2006 gibt mit der Überschrift "Rettung des denkmal- geschützten Eierhäuschens", der den Senat damals aufforderte, schnellstmöglich das Eierhäuschen aus dem Erbpachtvertrag zu lösen und somit einer Sanierung und öffentlichen Nutzung zuzuführen. Zu den Unterzeichnern des Antrages gehörten damals: Michael Müller (SPD) und Jutta Matuschek (Linkspartei.PDS). Was ist daraus geworden?
Jutta Matuschek antwortet, dass leider der Senat die Sache im Sande verlaufen ließ, nachdem offensichtlich auch hier die Bank nicht mitspielte.
Frau Matuschek will im Aufsichtsrat des Liegenschaftsfonds erneut auf das Dilemma des Verfalls des Eierhäuschens aufmerksam machen und besonders auf konkrete Aktivitäten zur Wintersicherung drängen.
Manfred Mocker erinnerte, dass bereits seit 2003 der e.V. F.U.N. versuchte, mit Bürgerengagement und unentgeltlicher Arbeit Wesentliches zum Erhalt des Eierhauses beizutragen. Damals war es der Liegenschaftsfonds, der das verhinderte. Warum, fragen wir uns, können nicht gerade in Zeiten knapper Kassen (andere Zeiten gibt es übrigens gar nicht) Wege gefunden werden, um ehrenamtliche Bürgerarbeit so zu ermöglichen, dass auch Sicherheits-und Haftungsfragen geklärt sind. Darauf erhielten wir auch auf diesem Podium keine schlüssige Antwort.
Foto: Zernicke

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Udo Franzke unterstreicht ebenfalls, dass der derzeitige Zustand des ehemals beliebten Ausflugziels besorgniserregend ist. Gleichzeitig verweist er auf die desolate Finanzsituation des Bezirks Treptow-Köpenick, die dazu führt, dass überall wichtige Projekte nicht finanziert werden können und viele Objekte vernachlässigt werden. Es kann also für das Eierhäuschen nur eine Lösung geben, wenn die Verant- wortlichen in Berlin, die diese verfahrene Lage erzeugt haben, ihre Verantwortung auch übernehmen.
Jan Hemme verweist auf die parlamentari- schen Aktivitäten der Abgeordnetenhaus- fraktion der Piraten. Die Ablehnung der Offenlegung des Erbbaupachtvertrages zeigt doch, dass man da immer noch was zu verbergen hat. Da werden die Piraten keine Ruhe geben. Was das Eierhäuschen betrifft, ist bereits ein weiterer Antrag bei den Pira- ten im Umlauf, der erneut die Herauslösung des Eierhäuschens aus dem genannten Vertrag fordert.
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Axel W. Sauerteig kann darüber sprechen, dass seine Partei seit Beginn der Spreepark- pleite den Prozess kritisch verfolgt hat und immer gegen die überdimensionierten Pläne für einen Riesenrummel mit Parkhaus im Wald und anderen ökologischen Sünden gekämpft hat. Für das Eierhäuschen sieht er nur eine Chance, wenn bald gehandelt wird: 1.Wintersicherung nach einer Expertise über die schlimmsten zu behebenden Gebäude- gefährdungen. 2. eine Bestandsaufnahme über den Gesamtaufwand für die Sanierung des Gebäudes und 3. Erstellung von Bebau- ungsplänen getrennt für Eierhaus und Um- gebung einerseits und den umzäunten Be- reich des ehemaligen Spreeparkes anderer- seits.

Foto: Seriot
Herr Emge betonte unter dem Beifall des Publikums, dass auch er und Frau Witte sich keinen neuen großen Vergnügungspark für das Gelände wünschen und damit auch die Parkhauspläne und die Dammwegverbrei- terung wegfallen können. „Mein Wunsch wäre es, den Park als Kultur- und Kunst- fläche mit mehreren Bühnen zu öffnen“, sagte Herr Emge.
Frau Zeidler spricht davon, dass auch der Fachbereich Denkmalschutz ihrer Behörde in Treptow-Köpenick das Eierhäuschen als dringliches Projekt verfolgt und nach Wegen sucht, die zu einer stabilen Lösung führen. Herr Christian Breer vom Denkmalschutz konnte leider aus persönlichen Gründen die Einladung für heute nicht wahrnehmen. Aber die berlinübergreifende historische und architektonische Bedeutung des Gebäudes sei natürlich auch ihr bewusst.
Foto: Seriot
Klaus Mannewitz kommt zurück auf das Hauptthema "Eierhäuschen". Man kann es drehen und wenden, wie man will, ganz ohne Mittel (geredet wird von mindestens 100000€) kann man das Eierhäuschen nicht witterungsfest machen. Eine Ersatzvornahme bedeutet ja nicht, dass die Kommune auf diesen Kosten sitzenbleibt.
Dann versucht Klaus die Zuhörer, die die Diskussion mit Spannung verfolgt hatten, zum Mitreden zu animieren.

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Erhard Reddig meldet sich aus dem Publikum:
Es ist erfreulich, dass es praktisch einen Konsens gibt bei allen Teilnehmern des Podiums in der Frage, dass der Bebauungsplanentwurf 9/7 nicht mehr zeitgemäß ist und ersetzt werden muss. Von keiner Seite im Bezirk Treptow-Köpenick wird mehr auf die große Investoren- lösung gepocht, die nie gekom- men ist.
Daran sollten wir festhalten!
Dr.Mocker: Ein Problem sehe ich darin, dass in allen Gremien, die zuständig sind für das Eierhäuschen, dieses immer nur ein Problem von vielen vielen anderen ist. Deshalb brauchen wir eine Gruppe (modisch heißt das task force), die Vertreter aus allen Gremien (Liegenschaftsfonds, Stadt- entwicklung, Denkmalschutz usw.) enthält und deren einzigesr Tagesordnungspunkt das Eierhäuschen wäre. Wer könnte sich da den Hut aufsetzen??

Foto: Zernicke
Klaus Mannewitz ergänzt, dass dabei aber die Bürgerinitiativen nicht vergessen werden dürfen, die seit nunmehr einem Jahrzehnt immer wieder die Politik angestoßen haben, dieses Problem Eierhaus nicht aus dem Blickfeld zu verlieren.

Dann bedankt er sich bei allen Gästen für die aktive und anregende Diskussion, die nicht das letzte Wort in der Sache gewesen sein kann und die erst wirklich nützlich war, wenn wir es schaffen, diesmal vor dem Winter etwas für das Eierhaus zu tun.

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Bei den letzten Worten von Klaus stürmte Mutter Trude (alias Edith Charlotte Kuczka) auf die Bühne und forderte unmissverständlich, dass die Bühne jetzt für ihre Familie freizumachen ist, die in Ruhe Kaffee trinken muss.

Das haben auch unsere politischen Gäste sofort eingesehen und bereitwillig die Bühne geräumt für "Krauses Comedy"!

AG Pro Plänterwald
Text: M.Mocker